Unkonventionell und kraftvoll!

 

„Ach, Krampfadern hatte meine Oma schon, seit sie acht Jahre alt war!“ Die blutjungen Familienfreundinnen Maria, Benita, Francesca und Mercutia unterhalten sich feixend: „Ich habe Krampfadern?“ Dann zeigt sich, es war doch nur ein loser Faden an der Hose, „so ein Glück auch.“
Diese Inszenierung von Romeo und Julia ist alles andere als konventionell. Wer sich auf einen klassischen Shakespeare eingestellt hat, wird überrascht. Stattdessen: Eine moderne Liebesgeschichte, leidenschaftliche Figuren und ein humorvoller, rasanter Ton. Das Stück nimmt Fahrt auf, bricht mit Altem und bringt genau das auf die Bühne, worum es Shakespeare ging: große Gefühle.

 

 

Julia Capulet war noch nie so richtig verliebt, erzählt sie ihren wohlhabenden Freundinnen auf dem Sofa, während sie die alte Liebesschnulze Titanic mit Leonardo DiCaprio anschauen und über den längst faltigen Schauspieler spotten. Nur nicht Julia, sie schwärmt für Romantik, in ihrem Kopf ist Leonardo für immer jung und Kavalier. Die symbolhafte Ertrinken-Szene wird zum Schlüsselbild, weil Julia sich gegen den Wunsch ihrer Eltern sträubt, an den berühmten Schönling Paris verheiratet zu werden. Vielmehr lernt sie auf einer Party Romeo kennen. Er ist witzig und charmant, genau wie sie. Eine Liebesgeschichte zwischen jungen Erwachsenen zweier befeindeter Familien beginnt und findet ein tragisches Ende, ganz nach dem Vorbild der Titanic-Szene.

 

 

Dieses Stück lebt von Anke Ruges Textfassung (Deutscher Theaterverlag), ihrer Ironie und den berührenden Momenten. Aber ganz besonders von der Energie der Darsteller*innen: Julia, umwerfend gespielt von Sarah, brennt vor Leidenschaft - man taucht ein in das dramatische Auf und Ab, muss über ihre Konfrontation mit ihren Eltern lachen („Ich habe eine Privatleben, Mama!“) und staunt über ihre Kraft für die eigene Liebe zu kämpfen. Lars als Romeo bietet den perfekten Gegenpart, der zwischen Sehnsucht und Familienfede zerrissen, am Ende genau die falschen Entscheidungen trifft.

 

 

Dazwischen toben sich die Familien aus, zeigen die engagierten Schauspieler*innen den absurden Alltag zwischen den hochnäsig reichen Capulets und den rockig coolen Montagues. Gerade, wenn Tybia Capulet (Salome) und Mercutia Montague (Angelina) aneinandergeraten, sprüht das Talent der Darstellerinnen, das Stück wird turbulent. Ebenso als Lorenzo, der Priester, hervorragend von Jamie (mit dem Flachmann in der Bibel) dargestellt, die Bühne in ein Feuerwerk aus Tanz und Ironie verwandelt.

 

 

Das Ensemble von der siebten bis zur zehnten Klasse (samt einer Mitstreiterin aus der Realschule) zeigt, wie stark Theater sein kann: In jeder Szene steckt Wucht, in den Charakteren spürt man die Liebe zum Spielen und die gesamte Truppe beweist Zusammenhalt und große Emotion. Ein Abend, der mit Tränen endet, weil das Publikum ergriffen ist vom Wechselspiel der Leidenschaft – und die Theatergruppe sich verabschieden muss, nachdem sie gerade so gut zusammengewachsen ist.

 

 

Auch Herr Engel, der die Regie gestemmt hat, ist berührt: „Seit Jahren sind diese Szenen in meinem Kopf.  Und jetzt habt ihr sie so überzeugend gespielt. Ich danke euch dafür!“ Ebenso dem Technikteam, das Großartiges geleistet hat, von der Organisation eines echten Sarges über Hebebühne, Licht bis hin zur Musik. Diese unterstreicht an vielen Stellen die Handlung wirkungsvoll. Sarah lässt die Liebe mit „My Heart Will Go On“ erblühen und nimmt sich zu den traurigen Klängen von „Chasing Cars“ am Ende das Leben. Nicht zuletzt die Regieassistenz durch unsere ehemaligen Schauspielerinnen Jule, Luisa und Lucy, hat diesen Abend erst möglich gemacht.

Als die letzte Szene verklungen ist und Julia die Pistole fallen lässt, herrscht der Drang zu großem Applaus. Wahnsinn, so ein mitreißendes Stück hat unsere Schule selten gesehen. Was für eine Achterbahnfahrt und was für eine Aufführung! Romeo und Julia könnte kaum berührender sein als in dieser jungen, unkonventionellen, kraftvollen Inszenierung.

C. Ruf

 

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Kommenden Freitag und Samstag laden wir jeweils um 19 Uhr ein zu einer gewagten Neuinterpretation von „Romeo und Julia“: Das Mittelstufentheater freut sich auf spannende, grandiose Auftritte.

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