Es ist der 4. März 1988. Ein psychisch kranker Mann betritt eine Polizeiwache in der kleinen oberbayerischen Stadt Dorfen und reißt mehrere Waffen an sich. Um 10:16 Uhr fällt der erste Schuss – es folgen 44 weitere. Drei der anwesenden Polizisten sterben bei dem Amoklauf. Dieser Mann ist Slobodan Stefanovic, ein Jugoslawe. Sein Amoklauf löst eine Welle fremdenfeindlicher Reaktionen und Hass aus. Die Bluttat jährt sich in diesem Jahr zum 36. Mal.
Leonhard F. Seidl - Autor, Journalist und seit 2012 Pate unseres Gymnasiums im Netzwerk „Schule ohne Rassismus“- lebt damals selbst nur einen Steinwurf entfernt, nicht weit vom Geschehen. In seinem Kriminalroman „Fronten “ aus dem Jahr 2017 verarbeitet er das Ereignis, das sich in so unmittelbar Nähe abspielte. Herr Seidl stattete den zehnten Klassen am Donnerstag, dem 29.02.2024, einen Besuch ab, um sein Werk vorzustellen.
Dabei sprach er lebhaft über die Entstehung des Romans und gewährte Einblicke in die Charaktere und deren Hintergründe. So stellte er dem Publikum die Protagonisten seines Romans in drei Ausschnitten auch aus drei verschiedenen Perspektiven vor: Der bosnische Waffensammler Ayyub Zlatar läuft Amok, der bayerische Markus Keilhöfer, ein „Reichsbürger“, sinnt auf Rache und die vorbildlich integrierte, muslimische Ärztin Roja Özen gerät zwischen die Fronten.
Sowohl in seinem Roman als auch in der Lesung befasste sich der Autor mit dem Thema Rassismus. Im Zuge dessen brachte er auch den Aufstieg der AfD und den damit verbunden Rechtspopulismus und -extremismus zur Sprache – sogar über Verschwörungsmythen fand in Bezug auf das Thema „Reichsbürger“ ein reger Austausch statt. Seidl beeindruckte nicht nur durch sein tiefes Engagement für soziale Themen, sondern auch durch seinen außergewöhnlichen Schreibstil, der es vermag, seine Leser in den Bann zu ziehen. Seine tiefgründigen Worte hallten lange nach, als die Schüler angeregt diskutierten und reflektierten, wie wichtig es ist, sich gegen Rassismus und Vorurteile zu engagieren.
Das Highlight aller Anwesenden dürfte aber wohl der interaktivste Teil der Lesung gewesen sein: Herr Seidl ging aktiv auf sein Publikum ein, animierte es dazu, eigene Überlegungen anzustellen, diskutierte diese und bezog schlussendlich sogar einen Schüler der Gruppe in die Lesung ein.
Die spannende und zugleich lehrreiche Lesung hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wir möchten Herrn Seidl herzlich für seinen Besuch danken. Seine Worte werden sicherlich noch lange in den Köpfen der Zuhörer verweilen.
L. Wenning
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