Europa, am Vorabend

Bild des Laudators

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Die Welt von gestern darf nicht zu einer Welt des Fremden werden.

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Mit diesen Worten beschreibt Vsevolod Vikki seine Ausstellung aus Schwarzweißfotografien und poetischen Texten, mit denen er den Bruch zwischen der Welt vor der Pandemie und heute einzufangen versucht. Die Bilder zeigen die „Welt von gestern“, die uns zeitlich sehr nah ist, mental aber - aufgrund der Dichte der krisenhaften Ereignisse - weit entfernt zu sein scheint. Man sieht und spürt die Fragilität, die Vorahnung einer Zeitenwende, die der Künstler in eine Welt aus Schwarzweiß gebannt hat, wie Aufnahmen aus einer längst vergangenen Zeit. Dabei sind die Photographien oft erst drei Jahre alt.

Bild einer Ausstellung

Vsevolod Vikki, Fotograf und Autor der Ausstellung „Europa, am Vorabend“ war Schüler am Laurentius-Gymnasium gewesen und ist seiner alten Schule eng verbunden. Seine ehemalige Kunstlehrkraft Frau Vogt, die ihn bei der Konzipierung der Ausstellung begleitet hat, erzählte, dass ihr Seva bereits als Fünftklässler aufgefallen ist, weil er weit kreativer und mit größerer Tiefe schulische Aufgaben bearbeitete als andere Kinder.

Seit zwei Jahren sind Sevas Photos und Texte im Zentralschulhaus zu sehen. Doch erst jetzt konnte – Corona bedingt - die feierlich gestaltete Eröffnung stattfinden. Frau Wania-Olbrich, Schulleiterin des Laurentius-Gymnasiums, stellte in der Begrüßung der Gäste fest, dass durch den Krieg in der Ukraine die Ausstellung eine „überwältigende, bedrängende Aktualität“ bekommen hat. Die mit dem Begriff „Vorabend“ verbundene Vorahnung des Künstlers hat sich erschreckend bestätigt.

Bild der Vernissage

Im Kontext der Vernissage fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Europa, am Vorabend - Zeitenwende? Zivilisationsriss?“ statt. Hochrangige Gäste von Diakoneo, Mission eine Welt und der Augustana Hochschule nahmen daran teil und stellten sich den Fragen: Wohin gehen wir in der Zukunft? Welche Werte werden gelten? Sind die Menschenrechte und ein eurozentrischstes Weltbild die Antwort oder sind die westlichen Zivilisationen gar im Vergehen begriffen?

Bild einer Podiumsdiskussion bei der Vernissage

Herr Dr. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender von Diakoneo, vertrat auf dem Podium die Sicht einer Unternehmensleitung. „Die Krisen, die wir gerade erleben, sind trotz ihrer extrem negativen Folgen auch Katalysatoren für Veränderungsprozesse. Sie sorgen dafür, dass Veränderungen schneller angegangen werden, die auch ohne Krise notwendig gewesen wären,“ erklärt er. Frau Dr. Gabriele Hoerschelmann, Leitung von Mission EineWelt beleuchtete das Thema aus der Perspektive der weltweiten Kirche: „Die gegenwärtigen Krisen, wie z.B. die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder die Klimakrise werden jeweils durch schon bestehende soziale Missstände besonders verschärft. Die Anliegen der Ökumene für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind in allen aktuellen Krisen relevant.“

Bild eines Redners

Herr Prof. Dr. Christian Strecker von der Augustana Hochschule erläuterte die geschichtlichen Hintergründe des seit dem 19. Jh. andauernden Ost-West-Konfliktes. Digital zugeschaltet aus Berlin war Herr Michael Bauer, Diplom-Politologe und Vorstand der Humanistischen Vereinigung. Er forderte dazu auf, die Menschenrechte als verbindliche Richtlinien des Handelns einzuhalten. Den Begriff der „Krise“ stellte er grundsätzlich in Frage. Unter der professionellen Moderation von Herrn Jahnke, Lehrkraft und philosophischer Mentor von Seva, entwickelte sich eine lebhafte Podiumsdiskussion, die durchaus noch etwas länger hätte dauern können. „Butscha muss man endlich auch beim Namen nennen, es ist das menschliche Böse, was wir hier erleben,“ betonte Herr Dr. Strecker und wurde sogleich von Herrn Bauer gekontert: „Solche Worte bringen uns nicht weiter, es geht hier vielmehr um Kriegsverbrechen.“

Bild einer Podiumsdiskussion

Abgerundet wurde der tiefsinnige und doch kurzweilige Abend durch musikalische Beiträge von Frau Bach am Klavier und Frau Thummerer an der Geige sowie einem Glas Sekt, um auf die gelungene Ausstellung anzustoßen.

Das letzte Wort stand selbstverständlich dem Künstler und Photograph der Ausstellung zu. „Ist die Welt der Bilder aus der Ausstellung noch die Welt, in der ich groß geworden bin,“ fragte Seva und sinnierte gleich weiter, „man gewöhnt sich zu schnell an die Veränderung. Die Welt von gestern darf nicht zu einer Welt des Fremden werden.“

Die Ausstellung kann noch bis zum Ende des Schuljahres im Erdgeschoss des Zentralschulhauses besichtigt werden.

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