Scho hab ich der Katz g‘hört

 

„Ich mag Latein. Dabei habe ich Latein abgelegt nach der Elften mit einem Fünfer im Zeugnis. Ich war mir so sicher, dass ich nie wieder was damit zu tun haben möchte. Und wie das so ist, werden solche Entscheidungen vom Leben bombardiert. In meinem Fall von meiner Tante“, erzählt Björn ganz sympathisch, nachdem sich die Latein-SchülerInnen aus allen Jahrgangsstufen versammelt hatten und er bitte beim Vornamen genannt werden möchte.

Und so war das Leben streng mit ihm, berichtet Björn: „Ich musste dem Sohn meiner Tante, nach dessen Latein-Sechser in der Unterstufe helfen. Ich? Ich kann kein Latein, ich habs schriftlich, sagte ich zu meiner Tante.“ Und diese habe einfach geantwortet: „Ach, das Bisserl wirst schon noch zambringen.“ „Und scho hab ich der Katz g‘hört.“ Sein bayerischer Dialekt macht ihn gleich noch einnehmender. „Aber ich war der Einäugige unter den Blinden. Uns so haben wir gemeinsam Latein gemacht, mein Cousin und ich und er wurde besser. Seine Schulerfahrungen hatten aber schon alle kindliche Begeisterung vernichtet, aber wir beide kamen klar und ich bin selber Stück für Stück besser in Latein geworden, wie das so ist, wenn man Nachhilfe gibt.“

 

 

Und so wurde erin München als Student Nachhilfelehrer für LateinschülerInnen. Acht Jahre nach dem Lateinfünfer hat er dann sogar selbst Latein studiert und nebenher einen Nebenjob in der Gastro gesucht, eine Kneipe mit gemischter Bühne. Und da durfte er auf der Bühne manchmal etwas Schräges ins Lateinische übersetzen, als Running-Gag, etwa den „Aufsitzrasenmäher“, daraus wurde das „Secare Vehiculum“, Worte, die beim Publikum auch ankommen, auch bei den „Ablativ-Leugnern". So kam er zur Präsenz auf der Bühne, ab 2012 sogar im bayerischen Rundfunk, der es witzig fand, Currywurst oder Weißbier möglichst ulkig übersetzen zu lassen: Botulus Orientalis (die aufgehende Currywurst).

Aber dann waren da ja auch Lateinlehrer im Publikum, und die haben gefragt, ob Björn auch in Schulen kommen würde. Und so startete er sein Schulprogramm.

 

 

„Warum habt ihr euch für Latein entschieden?“ fragt er ins Publikum und ergänzt sein eigenes Erlebnis aus der Grundschule: „Ich war damals in der 4. Klasse noch nicht im Mindset, so eine Entscheidung zu treffen.“ Und als Björn erzählt, wie er mit 10 Jahren, aus Mädchengründen ans humanistische Gymnasium wechselte, so ganz aus den Überlegungen eines Viertklässlers heraus, da sind alle im Publikum fasziniert und völlig still. 

Björn performt sein Erleben von damals wie in echt, vom damaligen Schulleiter bis zu den eigenen Ängsten, dem Grauen mit Latein, den roten Ohren, seiner Versöhnung, aber auch den ersten großen Lügen und Traumata beim ersten „Vollkontakt mit Latein.“
Es geht um Geschichte, um Wörter, um Diktatoren, um Missverständnisse, Verehrung, Träume, Schafkopf, Jesus, Leben und Erleben rund um die Sprache, in einem ganz offenen Bühnenformat, lateinische Flüche inklusive: „He, du Luftpumpe“ … eben nur auf Latein. Gar nicht so leicht, diese Sprache - aber lustig.

Ein charmantes Erlebnis, das Latein plötzlich vom Angstfach entzaubert und ganz nahbar, greifbar, menschlich macht. Was man oft als „tot“ an dieser Sprache bescheinigt, füllt Björn mit Leichtigkeit und Leben. Man hat geradezu Lust, Latein wieder neu für sich zu entdecken, auf der Bühne, im Leben und der Schule. Björn verabschiedet sich mit einem Augenzwinkern und hinterlässt Spuren: Was eine Latein-Fünf nicht für ein Auftakt zu einer Karriere mit Latein sein kann, eine Sprache die eben noch lange nicht gestorben sein muss, wenn wir sie so leben, wie er es tut.

C. Ruf

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